Zur Steigerung der Gewinne ist es in der Industrie zur Gewohnheit geworden, die Arbeit zu verdichten. Das besagt nichts anderes, als dass ein Arbeitnehmer
in immer kürzerer Zeit immer mehr Leistung
zu erbringen hat. Das bleibt nicht ohne Folgen, wie der Stressreport 2013 eindrücklich zeigt.
Wird diese Praxis auf die soziale Dienstleistung übertragen - das beobachten wir seit einigen Jahren in allen Pflegeberufen - führt dieser Weg in die Katastrophe. Nicht genug, dass die Politik die
Personalschlüssel seit Jahren gedeckelt
hat, es kommen immer mehr Forderungen hinzu. Keine Frage, Qualität muß sein, auch dokumentiert.
Wir beobachten gerade in den Pflegeberufen, daß nicht nur eine unmäßige Dokumentationswut entbrannt ist, sondern zusätzlich immer mehr konkrete Leistungen bei unverändertem Entgelt zu erbringen sind. Das kann nicht gut gehen. Bereits heute sind Pflegekräfte dermaßen gefordert, daß viele ihren geliebten Beruf aufgeben - für immer verloren!
Nachrückende Mitarbeiter stehen noch schneller vor dem Aus, weil sie lediglich frei gewordene Lücken füllen, aber keine reale Entlastung bringen. Wann werden wir so weit sein, daß unser gesamtes Pflegesystem zusammen bricht?
Ausgeschiedene und kranke Pflegekräfte pflegen nicht - sie fehlen einfach.
Damit wird die Überforderung der noch Arbeitenden weiter erhöht. Es ist an der Zeit, nicht mehr nur zu reden - auch nicht von Pflegekräften aus dem Ausland, z. B. Fernost - sondern
menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Es gäbe hierzu zwei Wege:
1. Die Politik öffnet freiwillig die gedeckelten Personalschlüssel, damit die Personaldecke größer wird und damit wieder menschenwürdige Arbeitsbedingungen geschaffen werden, oder
2. die Pflegekräfte gehen dazu über, entsprechend dem Sozialgesetzbuch XI, § 28, Abs. 4 eine konkrete aktivierende Pflege zu beginnen und alles, was dabei nicht zu leisten ist, liegen zu lassen. Das bringt dann auf ungemütliche Weise die Politik in Zugzwang.