Unser Leben dauert siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre.
Unser Leben dauert siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre. Doch worauf wir stolz sind, ist nur Mühe, viel Lärm um nichts.
Wie schnell eilen die Jahre vorüber! Wie rasch fliegen sie davon!
Mach uns bewußt, wie kurz unser Leben ist, damit wir endlich zur Besinnung kommen! Psalm 90,10 + 12
Wir sind heute hier zusammengekommen, um Abschied zu nehmen von Frau A. W.
Frau W. wurde am ..... in Heidelberg geboren und hat dort gelebt bis ins hohe Alter. Letzten Freitag, den ..... wurde sie nach einem erfüllten Leben aus dem Leben gerufen.
Ihr Mann wurde mit 51 Jahren im Jahre 1960 zur Ruhe gelegt. Aus ihrer Ehe gingen zwei Kinder, ein Sohn und eine Tochter hervor. Weil ihre Tochter es nicht leicht im Leben hatte, unterstützte Frau W. sie, wie es nur eine Mutter kann. Auch ihre Tochter mußte sie mit jungen 36 Jahren zu Grabe tragen.
Frau W. nahm sich bereits sehr früh ihres Enkels an und zog ihn groß. Es war ihr leider nicht mehr vergönnt, ihren Enkel, den sie von klein auf ins Leben begleitete, vor ihrem Abscheiden noch einmal zu sehen.
Frau W. hat in ihrem Leben dort geholfen, wo sie konnte, auch wenn es ihr nicht immer gedankt wurde. Als Frau W. aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in ihrer eigenen Wohnung in Heidelberg sein konnte, hat ihr Sohn seine Mutter nach H. ins Haus Maranatha geholt, damit sie in seiner Nähe sein konnte.
Gern hat man sich in Heidelberg auch dann noch an sie erinnert, als sie in Heddesbach wohnte. Trotz ihrer Einschränkungen war Frau W. immer ein fröhlicher Mensch. Es gab bis zuletzt vieles, das ihr Freude bereitet hat.
Frau W. durfte im Kreise ihrer Lieben, ihres Sohnes und seiner Lebensgefährtin, ihren letzten Weg antreten, ein Vorrecht, das nur Wenigen vergönnt ist. Friede lag auf ihrem Gesicht. Wer sie sah, bekam den Eindruck, daß sie ruhig schlafe.
Mose, der Mann Gottes spricht davon, daß das Leben 70 Jahre dauert, vielleicht sogar 80 Jahre. Frau W. hat fast 85 Jahre Lebenszeit erreicht. Doch was sind die paar Jahre im Vergleich zur Ewigkeit.
Auch wenn wenige Menschen 100 Jahre überschreiten, am Ende müssen doch alle das Leben loslassen. Wir müssen sterben. Da nützt es uns nichts, wenn wir den Tod in Ghettos verbannen wollen.
Wir Menschen des 20. Jahrhunderts haben eine wunderbare Strategie entwickelt, uns unangenehme Dinge zu verdrängen. Doch am Ende werden wir mit dem Unausweichlichen konfrontiert.
Wir sind so stolz auf all das, was wir im Leben erreicht haben. Doch was ist es? Mose, der Mann Gottes sagt, „es ist nur Mühe, viel Lärm um nichts.“ Es gab keine Zeit vor uns, in der wir so sehr gehetzt und gejagt waren wie heute. Wofür?
Egal, wie viel wir auf die Seite schaffen, es bleibt uns am Ende nichts davon. Wir wollen noch so viel tun im Leben, aber die Zeit läuft uns immer schneller davon. Am Ende stehen wir mit leeren Händen da.
So ruft uns Mose zu: „Mach uns bewußt, wie kurz unser Leben ist, damit wir zur Besinnung kommen!“
Zur Besinnung kommen! –
Das gilt auch noch für die Menschen des 20. Jahrhunderts.
Zur Besinnung kommen! –
Worauf sollen wir uns denn besinnen? Mose ruft: „Herr, unser Gott! Zeige uns deine Güte! Laß unsere Mühe nicht vergeblich sein! Ja, laß unsere Arbeit Früchte tragen.“
Es gibt einen Gott, der an unserem Leben Anteil nimmt. Dem es nicht egal ist, ob unser Leben einen Sinn hat oder nicht. Ihm gefällt es nicht, daß wir als seine Geschöpfe sterben müssen. Ihm ist lieber, wir leben.
Wir begehren auf, wenn ein Mensch zu Tode kommt. Ob das mißhandelte Kinder sind oder Frauen. Ob das die Menschen in K. sind oder an einem anderen Kriegsschauplatz. Warum begehren wir auf? Der Tod gehört doch zum Leben dazu – wird uns gepredigt!
Nein, der Tod ist unnatürlich. Gott wollte, daß wir leben. Nicht, daß wir sterben.
Mose will uns sagen, daß wir uns gerade auf diesen Gott besinnen, der uns das Leben geben kann. Nur, wer Gott in sein Leben einbezieht, hat eine Zukunft. Gott ist das Leben.
Besinnen wir uns darauf, daß nicht Pillen und Genforschung uns ewiges Leben garantieren, sondern allein Gott. Machen wir Frieden mit Gott, solange er uns Lebenszeit gibt. Frau W. hat ihre Entscheidung getroffen. Sind wir bereit, auch für uns eine Entscheidung zu treffen?
Es ist sehr gut, daß Gott nicht uns zu Richtern über unsere Mitmenschen ernannt hat. Wir sind nicht immer in der Lage, Recht von Unrecht zu unterscheiden. Es ist aber gut, wenn wir uns selbst fragen, wo wir im Leben stehen. Wo der Sinn liegt.
Jede Trauerfeier kann ein Anlaß sein, sein Leben neu zu überdenken und eine Kurskorrektur vorzunehmen. Wir können uns besinnen auf die Dinge, die wirklich von Bedeutung sind.
Wie ist unser Verhältnis zu Gott?
Auch wenn alle Welt behauptet, es gebe ihn nicht. Noch keiner hat den Beweis dafür erbracht. Wenn es ihn wirklich nicht gibt, ist das kein Beinbruch. Doch was ist, wenn es ihn gibt? Wenn er als der Richter kommt und uns fragt, ob wir unserem Leben einen Sinn gegeben haben?
Wie ist unser Verhältnis zu unseren Mitmenschen?
Habe ich meinen Mitmenschen so behandelt, wie ich von ihm behandelt werden will? Oder habe ich ihn übervorteilt, wo ich nur konnte? Habe ich ihm die Wertschätzung zukommen lassen, die ihm zusteht, oder habe ich ihn verachtet?
Haben wir Frieden mit Gott und den Menschen? Das sind die Fragen, die am Ende zählen. Frau W. hat ihren Frieden gefunden, das konnte jeder sehen.
Wie steht es um DICH?
Nehmen wir die Augenblicke, die wir hier beisammen sind, um uns zu besinnen.
Du wirst dir dein Brot mit Schweiß verdienen müssen, bis du stirbst. Dann wirst du zum Erdboden zurückkehren, von dem ich dich genommen habe. Denn du bist Staub von der Erde, und zu Staub mußt du wieder werden! 1. Mose 3,19
Wir haben Frau A. W. nun zu ihrer letzten Ruhestätte begleitet. Erneut geht das Wort Gottes in Erfüllung, wie es uns in der Bibel beschrieben wurde. Diese Erkenntnis kann zerstörend sein wie ein Krebsgeschwür.
Gott läßt uns aber noch etwas anderes sagen.
„Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben.
Gott hat nämlich seinen Sohn nicht zu den Menschen gesandt, um über sie Gericht zu halten, sondern um sie vor dem Verderben zu retten.
Wer an ihn glaubt, der wird nicht verurteilt werden. Wer aber nicht an den Sohn Gottes glaubt, über den ist wegen seines Unglaubens das Urteil schon gesprochen.“ Johannes 3,16 - 18
Frau W. ruht nun, bis Jesus Christus kommt, und sie zu neuem Leben ruft. Sie hat ihren Frieden gefunden.
Und Du?
Wenn wir nachher vom Grabe gehen, soll uns diese Frage begleiten:
Bin ich bereit, vor meinen Schöpfer zu treten?
© Johannes Paetzold