Die Wirklichkeit ist oft ganz anders
  Die Wirklichkeit      ist oft ganz anders

Wir denken nicht nur an uns

Hilfsorganisation ADRA Deutschland e. V.

Die Pflegekammer

Wie manipulativ die Macher der Pflegekammern vorgehen, können wir exemplarisch an der vorgeblich repräsentativen Umfrage in Baden-Württemberg ablesen. Hierzu die entsprechende Analyse. Gern darf man mit Fakten dieser Analyse begegnen.

Nach Entscheidung in Niedersachsen - stoppt die Pflegekammer in Baden-Württemberg
Habe soeben eine Mail der FDP Baden-Württemberg erhalten. Die Pressemitteilung darf veröffentlicht und in allen Medien verbreitet werden.

Und es lohnt sich doch, gegen Bevormundung aufzustehen! Als Herr Katzenstein bei uns im Hause war, wurden ihm die entsprechenden Unterlagen mitgegeben, aus denen hervorgeht, dass u. a. die Kantar-Studie zur Pflegekammer eine gesteuerte Umfrage darstellte, auf deren Grundlage die Pflegekammer den Pflegekräften untergeschoben werden sollte.

Ja, die Studie von ihrer handwerklichen Ausführung war korrekt, aber die Initiatoren hatten nicht mit offenen Karten gespielt und sie dadurch zur Farce gemacht. Jetzt werden wir erst recht gegen die Bevormundung durch die Politik aufstehen.

Wir Pflegekräfte fordern eine Gesamtbefragung aller Pflegekräfte in Ba
2020-09-07_Haußmann_Pflegekammer.pdf
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Analyse des Pflegekammer-Fragebogens BW_Kantar-Studie
Der Pflegekammer_Fragebogen.pdf
PDF-Dokument [123.4 KB]
Pflegekammer, Lust oder Last?
Während Pflegekräfte unter unwürdigen Arbeitsbedingungen ächzen, setzt die Politik auf Pflegekammern
Die Pflegekammer von Rheinland-Pfalz mac[...]
PDF-Dokument [295.7 KB]
die Pflegekammer kritisch beleuchtet
Stellungnahme zur Pflegekammer.pdf
PDF-Dokument [128.0 KB]
Die Berufsordnung Rheinland-Pfalz beispielhaft
Hier habe ich Kommentare eingefügt, die Aussagen der Berufsordnung hinterfragen. Bitte auf den Kommentarbutton klicken! Interessant ist, dass bis heute keine Kommentare von der Pflegekammer dazu kamen. Sie interessiert sich offensichtlich nicht für das, was Pflegekräfte dazu meinen, denen sie übergestülpt werden soll.
Berufsordnung_web.pdf
PDF-Dokument [1.7 MB]

"Der Pflegemarkt wird geprägt durch viele mächtige Lobbyisten, die ihren Anteil um jeden Preis verteidigen und ausbauen wollen."

 

Ich denke, das ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Oft denke ich, es ist der kleinste Teil.

 

Ist es nicht so, dass es ohne die von allen - zumindest den meisten - gewollte gesamtgesellschaftliche Entwicklung gar keinen Pflegemarkt gäbe? Würden wir nicht bei anderer Entwicklung noch heute in intakten Familienverbünden leben, mehrere Generationen unter einem Dach? Nicht dass es da auch Ab- und Ausgrenzungen gegeben hätte, aber das Geld hätte wohl keine Rolle gespielt.

 

Wenn wir noch tiefer graben, versuchen an die Wurzeln zu kommen, finden wir vielleicht eine noch weit bedeutendere Ursache für die heutige Situation. Ein Theologe sagte einmal,

 

„wir leben in der nachchristlichen Zeit.“

 

 Einer Zeit, in der wohl christliche Grundelemente noch vorhanden sind, weil wir ohne sie nicht überleben würden, aber die wesensmäßige Verbundenheit damit verloren gegangen ist.

 

An vielen anderen Stellen wird von einer immer mehr zunehmenden Leere gesprochen, innerlich und äußerlich. Wir schlagen emotional die Hände über den Kopf, sind aber unfähig geworden, adäquat zu handeln. Unser Verstand sagt, was getan werden müsste, aber wir tun es nicht. So viele Themen hier zeigen auf, dass wohl alle Bescheid wissen - aber es geschieht nicht das, was sie offensichtlich erkannt haben.

 

Wir sind handlungsunfähig geworden. Unser Wissen sagt uns, was zu tun ist, unser Empfinden sagt uns, was zu tun ist - aber wir tun es nicht mehr. Da nützen uns die Qualitätszirkel nichts, wenn gleichzeitig Personal ausgelagert, Arbeit verdichtet und Gewinne gesteigert werden sollen, Strafen angedroht werden, Mißstände öffentlich gemacht werden.

 

Vor zweitausend Jahren wurde uns gesagt: "Einer trage des anderen Last". Wie soll man aber „des anderen Last tragen“, wenn man nicht mehr in der Lage ist, die eigene Last zu tragen? Ja, wenn wir unsere Last erleichtern könnten, indem wir sie weitergeben - an jemand, der alle Lasten tragen kann - dann könnten wir auch wieder mithelfen, des anderen Last zu tragen. Aber so?

 

Interessant ist, wo überall ganz schnell von missachteter Menschenwürde geredet wird. Hat Menschenwürde nicht mit einer Verhaltensweise zu tun, die eines Menschen würdig ist?

 

Früher hieß das mal "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" oder:

 

"Wer der Größte sein will unter euch, der sei euer Diener!"

 

Stattdessen wird sie wie eine Ware gehandelt, die man kaufen und einfordern kann. Wir sollten wieder den Boden unter die Füße bekommen, dann klappt es auch mit der Menschenwürde wieder besser.

 

2010 sinnierte Angela Merkel darüber, dass „Hartz IV-Empfänger als Pflegekräfte eingesetzt werden könnten. Ihr machten es in den folgenden Jahren eine ganze Reihe Politiker nach mit den abenteuerlichsten Vorschlägen. Das Naheliegende allerdings wollte niemand in Angriff nehmen. Das ist bis heute so! Stattdessen wurde – nicht erst heute – die Installation von Pflegekammern für Pflegekräfte immer wieder ins Gespräch gebracht.

 

Damals (2010) schrieb ich bereits:

 

„Würden diese Umdenker die 1.200.000 Pflegekräfte anschreiben und sie bitten, ihre Meinung zu äußern, was geändert werden muss, damit menschenwürdig gepflegt werden kann, hätten sie das Ergebnis in spätestens 1/2 Jahr vorliegen. Lasst die Auswertung noch 1/4 Jahr dauern, dann ist im Sommer 2011 eine neue Marschroute festgelegt. Ich prognostizier mal, was ganz oben stehen wird

 

1. mehr Personal

2. weniger oder effektivere Dokumentation

3. Verbot der Ausbeutung von Pflegekräften

 

Hat jemand eine andere Rangliste? Eine Umfrage unter Pflegekräften hierzu finde ich schon mal einen guten Ansatz; wenn die Basis nicht weiß, woran es hakt, wer dann ...

 

Der Personalstand ist ein heißes Eisen; aber letztlich hängt das Wohl und Wehe einer Einrichtung davon ab, ob motivierte Pflegekräfte pflegen, oder ausgemergelte Gestalten sich ans Bett schleppen. Gute Pflege braucht eine positive Einstellung. Dazu gehört zum einen eine solide finanzielle Grundlage, zum anderen so etwas wie Wertschätzung, Eingehen auf persönliche Bedürfnisse, Beachtung auch der Würde der Pflegekräfte!

 

Ausgerechnet die Bundesländer, die durch ihre Politik für die Mangelversorgung von Pflegebedürftigen verantwortlich sind, rufen nun nach einer Pflegekammer, die sich um die Qualität sorgen soll. Das Pflegeversicherungsgesetz (SGB XI alte Fassung seit 1995) schreibt in § 28 Abs. 4 eine aktivierende Pflege vor. In diesem Paragraphen wurden auch jene Kriterien ausdrücklich genannt, die eine aktivierende Pflege charakterisieren. Sollte es wirklich Zufall sein, dass ausgerechnet dieser Paragraph aus dem Gesetz gestrichen wurde?

 

Die Politiker unterlaufen ihr eigenes Gesetz und machen den Pflegekräften vor, dass korrektes Verhalten durch sie weniger Zeit benötigt als Laienpflege. Seit ich mich in Pflegeforen bewege, ist meine Forderung, dass die Pflegekräfte sich aufraffen und schlicht Dienst nach Vorschrift machen. Dazu benötigen wir keine Pflegekammer und keine Pflegewissenschaft, sondern den Mut, Rückgrat zu zeigen.

 

Wenn allein schon alle Einrichtungen, die im BPA zusammengefasst sind, dieses Prinzip übernehmen, gibt das einen Tsunami. Aber ohne die an der Front Pflegenden geht es nicht. Die Pflegenden müssen das sichtbar machen. Theoretische Ausführungen sind das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt sind, wenn die Praxis nicht aufsteht und entsprechend handelt.

 

Einen Trost haben wir.

 

Ab 2060 wird der Überhang an Alten wieder zurückgehen und "Normalität" eintreten - auch wenn ich das nicht mehr erleben werde. Die durchschnittliche Lebenserwartung in meiner Familie signalisiert mir noch rd. 16 Jahre. Aber das junge Gemüse, das hier in der Theorie den Mund so weit aufreißt, wird das sicher noch erleben.

 

Ohne bessere Rahmenbedingungen brauche ich keine Kammer, die mir erklärt, wie gute Pflege aussehen würde, wenn ich dazu auch die Zeit hätte. Solange Pflegekammern keinen Einfluss auf die Rahmenbedingungen, also zum Beispiel Personalschlüssel oder Bezahlung haben, können wir uns dieses Verwaltungsmonster sparen.

 

Schilda ist überall.

 

Da ist ein Politiker, der einer Reihe Zwangswohltaten eine weitere hinzufügen will, die Pflegekammer.

Ja, es soll eine staatliche Einrichtung sein, die dann einer anderen staatlichen Einrichtung auf die Finger klopft!?

 

Wer bestimmt die Pflegesätze?

 

Richtig, Staatsdiener, die sich zu "Anwälten der Pflegebedürftigen" aufgeschwungen haben. Man nennt sie Pflegeversicherung und Sozialhilfeträger. Sie sagen: Hier habt ihr ein Butget für Personalkosten, seht, wie ihr damit klarkommt. Soll ich s noch mal wiederholen?

 

Die Kostenträger Pflegekassen und Sozialamt genehmigen Personalkosten für pflegerische Tätigkeiten - für Baden-Württemberg - in folgender Höhe:

 

Pflegegrad 1 = 0,224 Planstelle ~ 56,82 Minuten täglich von bis zu erforderlichen 45 Minuten

Pflegegrad 2 = 0,287 Planstelle ~ 72,77 Minuten täglich von bis zu erforderlichen 120 Minuten

Pflegegrad 3 = 0,405 Planstelle ~ 102,82 Minuten täglich, nicht einmal die erforderlichen 120 Pflegeminuten, um überhaupt in diesen Pflegegrad zu kommen

Pflegegrad 4 = 0,526 Planstelle ~ 133,67 Minuten täglich, nicht einmal die erforderlichen 240 Pflegeminuten, um überhaupt in diesen Pflegegrad zu kommen

Pflegegrad 5 = 0,581 Planstelle ~ 147,66 Minuten täglich, nicht einmal die erforderlichen 289 Pflegeminuten, um überhaupt in diesen Pflegegrad zu kommen

 

Ja, und dann kommt die neue Staatsmacht Pflegekammer (KdöR), die sich jahrelang mit den anderen beiden Staatsorganen herumschlagen soll? In den Programmen der Pflegekammern kann es jeder nachlesen, der will, dass diese die anderen Staatsorgane n u r  b e r a t e n  darf! Wer soll denn glauben, dass damit nachhaltige Veränderungen zustandekommen?

 

Um ausreichend Pflegepersonal zu bekommen, brauchen die vorgeblichen "Anwälte für die Pflegebedürftigen" einfach nur die Pflegenden in ihren Blickwinkel aufnehmen und ausreichend Personal genehmigen. Sie blenden allerdings die Qualität aus, die angeblich eine Pflegekammer generieren soll und schielen nur auf die Finanzen.

 

Wir Pflegenden wollen ja gar nicht mal das Maximum. Wir wären ja schon mit "Mittelmaß" zufrieden, um endlich wieder menschenwürdig arbeiten zu können. Hätte eine Pflegekammer hierzu die Berechtigung, gäbe es keine Gegner der Kammern, wage ich mal keck zu behaupten.

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