Eigentlich wollte er noch einhundert Jahre alt werden. Doch in dieser Nacht (23.10.2015) hat er uns im Alter von 63 Jahren und 9 Monaten verlassen. Der Rollstuhl war sein ständiger Begleiter nach einem Unfall vor langer Zeit. Herr W. wurde am 02.02.1952 in H. geboren. Er kam zu uns am 13.07.2011. Über die Zeit davor ist uns nur wenig bekannt.
Es dauerte eine Weile, bis er sich eingelebt hatte und ein Teil unserer Haus- und Lebensgemeinschaft wurde. Doch er hatte sich bald gut integriert und nahm an vielen Ereignissen im Hause teil.
Besonders gern sang er mit uns, spielte Brettspiele. Es war ihm eine sichtlich große Freude, dass auch seine Angehörigen ihn wieder besuchten. Besonders stolz war er auf seine Töchter. Wir haben ihn als angenehmen Mitbewohner erlebt, der trotz seiner Behinderung immer freundlich geblieben war.
Als es ihm nicht mehr möglich war, regelmäßig sein Bett zu verlassen, besuchten ihn seine Mitbewohner gelegentlich in seinem Zimmer. Ja, auch musikalisch war er da noch mit eingebunden. Die Zimmertür stand meist offen, damit er am Gemeinschaftsleben teilhaben konnte.
Still trug er die Last, die ihm durch seine Krankheit auferlegt war. So nehmen wir heute Abschied von unserem Mitbewohner W. W.
Der Patriarch Hiob stellte einmal eine denkwürdige Frage:
„Was ist der Mensch, dass du ihn groß achtest und dich um ihn bekümmerst?“ (Hiob 7,17)
Ja, was ist der Mensch?
Sprechen wir von den Elementen, aus denen er besteht, stellen wir fest, dass alle Elemente, die wir in unserer Umgebung finden, auch im Menschen vorhanden sind. Die materielle Wertigkeit des Menschen wurde vor einiger Zeit schon einmal ausgerechnet. Sie liegt ungefähr bei 2,80 € - früher waren das mal DM. Eigentlich nicht viel wert, oder?
Doch das ist nicht die Frage des Hiob. Ihm geht es darum herauszufinden, was den Menschen so wertvoll macht, dass ihn jemand beachtet. Die Antwort hierauf finden wir, wenn wir einen kleinen Streifzug durch die Bibel machen.
Ganz am Anfang wird uns gesagt:
„Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.“ (1. Mose 1,27).
In diesem Wort wird deutlich, dass der Mensch nicht einfach nur das Produkt des Zufalls, sondern bewusst gewollt war. Jeder weiß, dass bei einer Schöpfung immer ein denkendes Wesen beteiligt ist, das sich zuerst Gedanken darüber macht, was es schaffen will. Wichtig ist in dieser Aussage also, dass Gott mit dem Menschen etwas schuf, das ihm vergleichbar war. Zum Bilde Gottes schuf er ihn. Während hier nur davon gesprochen wird, dass Gott es war, der den Menschen schuf, geht er im 2. Kapitel darauf ein, woraus er den Menschen machte.
„Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“ (1. Mose 2,7) Gott legt Hand an, formt den Menschen und gibt ihm etwas von sich selber – das Leben. Hier wird das Leben mit Odem bezeichnet. Damit wird der Mensch also ein lebendiges Wesen, oder wie andere sagen, eine lebendige Seele.
Wenn wir uns fragen, warum Gott denn etwas so Vergängliches wie den Menschen geschaffen hat, taucht die Frage auf, ob der Mensch immer schon vergänglich war.
Im Garten Eden, der als Lebensraum des Menschen angelegt wurde, gab es ein Gesetz – wie überall. Gott teilt dem Menschen mit, dass er leben wird, solange er sich an dieses Gesetz – oder diese Ordnung – hält. Bricht er diese Ordnung, dann ist es vorbei mit dem Leben. Um welche Ordnung ging es da?
„aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.“ (1. Mose 2,17)
Gott schafft einen Lebensraum für den Menschen und teilt ihm mit, welcher Teil ihm davon ohne Einschränkung zur Verfügung steht, und wovon er sich fern zu halten hat. Alles darf der Mensch uneingeschränkt benutzen und genießen, was er sieht. So steht es dort. Es gibt nur eine Ausnahme – ein einziger Baum – die sich Gott vorbehalten hat. Aus dem Bericht wird sichtbar, dass der Garten nicht nur vom Menschen, sondern auch von Gott benutzt wurde. Der Mensch musste also seinen Lebensraum mit Gott teilen.
Hier wird sichtbar, dass der Mensch von seinem Schöpfer mit einem freien Willen ausgestattet wurde. Ob der Mensch also sterblich oder unsterblich ist, hängt davon ab, wie er sich entscheidet. Entscheidet er sich für ein Leben in der vorgegebenen Ordnung – ist er bereit, zu teilen - lebt er. Entscheidet er sich gegen diese Ordnung – ist er also nicht bereit zu teilen - stirbt er. Das ist recht einfach zu verstehen. Diese Entscheidung gegen die bestehende Ordnung bezeichnet die Bibel als Sünde. An vielen Stellen der Bibel wird dies immer wieder deutlich gemacht.
Eine davon finden wir in Hesekiel 18,20:
„Denn nur wer sündigt, der soll sterben. Der Sohn soll nicht tragen die Schuld des Vaters, und der Vater soll nicht tragen die Schuld des Sohnes, sondern die Gerechtigkeit des Gerechten soll ihm allein zugute kommen, und die Ungerechtigkeit des Ungerechten soll auf ihm allein liegen.“
Seit der Mensch alles für sich haben wollte, war klar, dass er alles verloren hat. Wir kennen den Bericht. Wie kam es dazu? Kennen wir das nicht? Wenn wir eine klare Linie verlassen, kommen wir ins Schwimmen und schließlich geht alles schief. So auch bei den ersten Menschen. Sie ließen sich von der klaren Linie, die Gott vorgegeben hat abbringen – und verloren ihren Garten, ihr Paradies.
„Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?"
Da sprach die Frau zu der Schlange:
"Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet!"
Da sprach die Schlange zur Frau:
"Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist."
Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr
war, auch davon und er aß.“ (1. Mose 3,1-6)
Dies war die erste Predigt, die je über die Unsterblichkeit der Seele gehalten wurde. „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben“.
Dass der Mensch nach dem Verständnis des Wortes Gottes keine so genannte „unsterbliche Seele“ hat, sondern eine Seele oder anders ausgedrückt „ein lebendiges Wesen“ ist, geht aus vielen Aussagen der Bibel hervor. Es wird ja nicht unterschieden zwischen dem Menschen und einer Seele.
Oft wird der Odem, von dem die Bibel spricht, mit der Seele gleich gesetzt. Da der Odem von Gott kommt, kann er folglich auch nicht sterben. Doch was hat es mit dem Odem auf sich?
Salomo sagt:
„Wer weiß, ob der Odem der Menschen aufwärts fahre und der Odem des Viehes hinab unter die Erde fahre?“ (Prediger 3,21)
Aus den Worten Gottes geht hervor, dass Mensch und Vieh den „Odem des Lebens“ haben.
„Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“ (1. Mose 2,7)
„Denn siehe, ich will eine Sintflut kommen lassen auf Erden, zu verderben alles Fleisch, darin Odem des Lebens ist, unter dem Himmel. Alles, was auf Erden ist, soll untergehen“ (1. Mose 6,17)
„das ging alles zu Noah in die Arche paarweise, von allem Fleisch, darin Odem des Lebens war.“ (1. Mose 7,15)
Beim Tod geschieht also eine Umkehrung. Wenn ein Mensch zu leben beginnt, liegt es daran, dass Gott ihm den Lebensodem gibt. Wenn er stirbt, nimmt Gott den Lebensodem. Das ist wie bei der elektrischen Eisenbahn. Dreht der Mensch den Strom an, fahren die Züge. Dreht er ihn ab, bleibt alles stehen. Es besteht eben nur ein kleiner Unterschied. Während bei der elektrischen Eisenbahn nur der Mensch – also der Schöpfer der elektrischen Eisenbahn - entscheidet, die Züge sollen fahren oder nicht, entscheidet beim Menschen der Mensch selbst – also das Geschöpf - , ob er den Lebensodem von Gott behält, oder nicht.
Am Grab heißt es immer wieder:
„Von Staub bist du genommen, zu Staub sollst du wieder werden.“
Dies ist angelehnt an dem Wort Salomos:
„Es fährt alles an "einen" Ort. Es ist alles aus Staub geworden und wird wieder zu Staub.“ (Prediger 3,20)
Die Materie, aus der der Mensch geformt wurde, geht wieder zum Erdboden zurück, der Odem, der ihm von Gott eingehaucht wurde, geht wieder zu Gott zurück. Damit hört der Mensch auf zu existieren. Diese Aussagen zeigen deutlich, dass es keine imaginäre Seele gibt, die etwa unsterblich ist.
Die Bibel spricht dennoch von der Unsterblichkeit. Zunächst macht sie deutlich, dass Unsterblichkeit ausschließlich Gott hat.
„Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.“ (1. Timotheus 1,17)
„welche uns zeigen wird zu seiner Zeit der Selige und allein Gewaltige, der König aller Könige und Herr aller Herren,16 der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann. Dem sei Ehre und ewige Macht! Amen. (1. Timotheus 6,15.16)
In diese Unsterblichkeit – die ja der Traum aller Menschen ist – wird der Mensch einbezogen. Aber nicht, wie immer wieder verkündet wird, durch eine so genannte unsterbliche Seele. Die Bibel spricht von einem anderen Weg.
„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16)
„die an ihn glauben“ ist das entscheidende Wort. Ohne den Glauben an Jesus Christus wird die Unsterblichkeit dem Menschen versagt bleiben. Da nützen ihn alle Versuche und Forschungen nichts. Ohne Christus ist das Los der Menschheit die Vergänglichkeit.
Diese Unsterblichkeit wird dem Menschen erst beim zweiten Kommen Jesu verliehen. Das wird uns vom Apostel Paulus unmissverständlich gesagt.
„Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden;
und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.
Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit.
Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht (Jesaja 25,8; Hosea
13,14): »Der Tod ist verschlungen vom Sieg. (1. Korinther 15,51-54)
„Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen.
Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.“ (1.
Thessalonicher 4,15.16)
Doch wenn der Mensch die Unsterblichkeit erst erhält, wenn Jesus wiederkommt, kann er bereits in diesem Leben daran teilhaben. Die Unsterblichkeit ist mit der Befreiung von Schuld untrennbar verbunden. Hat ein Mensch sich also an Jesus gewandt, seine Schuld bekannt und von ihm tilgen lassen, beginnt mit diesem Augenblick das ewige Leben.
„Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? “ (Johannes 11.25.26)
Jesus verbürgt sich höchstpersönlich für diesen Neuanfang. Er ist aus dem Grab auferstanden. Das ist die Garantie dafür, dass alle, die ihm vertrauen, ebenfalls aus den Gräbern hervorgehen werden und mit ihm leben werden für alle Zeit. Das ist eine Botschaft der Hoffnung.