Die Wirklichkeit ist oft ganz anders
  Die Wirklichkeit      ist oft ganz anders

Wir denken nicht nur an uns

Hilfsorganisation ADRA Deutschland e. V.

Miteinander - Füreinander

Ein Mensch funktioniert nicht – er lebt

 

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Jeder ist in irgendeiner Weise mit dem Anderen verbunden. Sei es, daß er für den Anderen da ist oder daß er von dem Anderen abhängig ist. In diesem Wechselspiel des Miteinander ergänzt und unterstützt einer den anderen.

 

Da gibt es die sozialen Bindungen innerhalb der Familie, welche durch die Pflegebedürftigkeit oft auf eine harte Probe gestellt werden. Oft begegnen die Angehörigen dem Verhalten des Pflegebedürftigen mit Unverständnis, weil er doch früher ganz anders war. Auch auf Seiten des Pflegebedürftigen, der seine Einschränkungen nicht wahrnimmt, herrscht oft Verunsicherung, weil seine Angehörigen ihn aus seiner Sicht nicht mehr verstehen.

 

Häufig sträubt sich der Einzelne schon bei den funktionalen Bereichen des Lebens (wie essen, trinken, schlafen, arbeiten), seine Defizite anzuerkennen. Bei den Einschränkungen seiner psychischen Verfassung wird es erst recht kritisch, weil diese mit dem Verlust des Menschseins gleichgesetzt werden. Es wird nicht mehr realisiert, daß diese auch nur eine Facette des Vergehens ist, wie die Einschränkungen der  körperlichen Verfassung auch.

Zusammenarbeit mit den Angehörigen ist eine große Hilfe

 

Mit einem sinnvoll gestalteten Tagesablauf, der eine gewisse Ordnung herstellt, dem Eingehen auf persönliche Wünsche und Bedürfnisse und der Art, miteinander umzugehen, schufen wir im Hause MARANATHA die Grundlage dafür, daß die Verluste der körperlichen und psychischen Fähigkeiten nicht so stark zum Tragen kommen. Die Angehörigen wurden durch unsere Arbeit in den funktionalen Aufgaben entlastet und haben die Möglichkeit, sich wieder voll der persönlichen Zuwendung, des emotionalen Miteinander, hinzugeben.

 

Nicht nur, daß sie wieder in die Lage versetzt wurden, ihr ureigenstes Leben zu führen, ihren Bedürfnissen nachzugehen - sie konnten versichert sein, daß gut für ihre Lieben gesorgt wurde und es ihnen an nichts fehlte. Der so wiedergewonnene Freiraum ließ die Begegnung stressfrei vonstatten gehen.



Angehörige wurden im Hause MARANATHA als große Unterstützung erfahren. Darum war es uns wichtig, so weit wie möglich den Kontakt mit ihnen aufrecht zu erhalten und zu pflegen. Ob sie unseren Bewohner zu Festlichkeiten und Feiern oder auch einfach nur zum "Kaffeeklatsch" mit nach Hause nahmen, sie hier im Hause umsorgten (z. B. Haare frisieren), an Festlichkeiten im Hause teilnahmen (Geburtstagsfeiern, Weihnachten, u. a.) oder ihnen kleine Annehmlichkeiten mitbrachten, immer waren sie willkommene Gäste. Selbst, wenn sie im Einverständnis unseres Bewohners an pflegerischen Maßnahmen teilnahmen - alles, was unser Handeln im Hause MARANATHA transparent machte, war erwünscht.

Was uns sonst noch verbindet

 

Die Einbindung in das öffentliche Leben war ein weiterer wichtiger Aspekt. Hier erlebten wir das ehrenamtliche bürgerschaftliche Engagement unserer Mitbürger. Unsere Bewohner nahmen nach Wunsch teil an

 

  • sonntags - öffentlichen Gottesdiensten der ortsansässigen Kirchen
  • donnerstags - Kirchenfrühstück 
  • auch eine Wallfahrt war für katholische Gläubige nicht ausgeschlossen
  • dienstags - Seniorennachmittage der örtlichen Senioren im Gemeindehaus
  • Straßenkarneval in Hirschhorn
  • Maifeier mit Aufrichtung des Maibaumes auf dem Kirchplatz
  • Kerwe auf dem Kirchplatz
  • Weihnachtsmarkt auf dem Kirchplatz
  • Waldgottesdienste in der Freizeitanlage im Tal

Wir waren uns dessen bewusst, dass wir nicht alle Wünsche erfüllen konnten, da dies nicht finanzierbar gewesen wäre. Auch waren wir uns darüber im Klaren, dass es im Zusammenleben nicht immer friedlich zugehen kann, da wir alle zu verschieden sind mit unserer unterschiedlichen, individuellen Geschichte. Ein jeder kennt dies aus seiner eigenen Familie.

 

Aber indem jeder wieder einen festen Platz in einer großen Gemeinschaft gefunden hatte, wurden positive Erfahrungen verstärkt und negative Erfahrungen relativiert. So kamen positive Verhaltensweisen wieder zu ihrem Recht und negative Verhaltensweisen führten nur noch ein Randdasein. Wir schufen damit wieder ein Stück Harmonie des Einzelnen mit sich selber und der Umwelt. Der größte Lohn für unseren Einsatz war, wenn der Pflegebedürftige nach einem Besuch bei seinen Angehörigen äußert:

 

"Ich will jetzt wieder nach Hause!"

 

Das zeigte uns, daß wir etwas richtig gemacht hatten.

 

 

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